08.09.2007

Bedeutungsvariationen I

Mein erstes Wochenende hier und ich kann nicht entspannen. Ich muss lernen. Die Hausarbeit "Kompositionalität in der unterspezifizierten Semantik" (ich habe hier schon Einiges darüber geschrieben) wurde mit einer 3,0 benotet. Die Note wurde mit einem sehr enttäuschten Gesicht des Dozenten begleitet. Ich habe ihm ja auch gesagt, dass ich mittlerweile keinen Bock mehr darauf hatte. Er meinte, ich kann gut reden (der letzte Vortrag war formidabel) aber nicht gut schreiben (ich schreibe unkorrekte Sachen und es liegt nicht an der Sprache, sondern an meiner Faulheit) und viele andere Dinge, die stimmen, aber nicht gerade aufbauend oder motivierend sind. Ich hoffe, er hat verstanden, dass ich kein Genie bin, viele Schwachstellen habe und falls er mich fördern möchte, sich mehr mit mir beschäftigen muss. Meine andere Dozentin bei der Übersetzungsprüfung (darüber habe ich hier auch berichtet) scheint es verstanden zu haben, zumindest möchte sie mit mir sprechen, wie ich mein Deutsch auf "ihre" Diplomstufe bringen kann.

Mittlerweile bin ich jedoch in Spanien, habe täglich Spanischkurs (gestern habe ich ein Referat im Konversationskurs über die Waldbrände in Griechenland gehalten, aber ich glaube nicht, dass wirklich irgendjemand verstanden hat, außer der anderen Griechin und einem Deutschen, worum es da geht) und gerade eben habe ich mir vorgenommen mit dem Lernen für die Pragmatikprüfung zu beginnen. An sich ist es eine Abschlussprüfung, also muss ich recht fit in allen Bereichen der Pragmatik sein. Ich bin absolut unmotiviert, ich muss nur lernen, habe keine Zeit zum Nachdenken, zum Anwenden, nichts. Das nervt mich.

Hier werde ich schreiben, was ich gerade lerne bzw. wiederhole (ich hasse Wiederholungen!). Das soll mir helfen, es besser zu strukturieren und ist vielleicht irgendjemandem anders von Nutzen:

Überblick - Bedeutungsvariationen:

Sprachliche Ausdrücke sind durch eine Bedeutungsflexibilität gekennzeichnet. Ihre Bedeutung variiert in Abhängigkeit vom Äußerungskontext, welcher sprachlich, oder außersprachlich sein kann.

Generell wird in der Literatur die Trennung zwischen Ausdrucks- und Äußerungsbedeutung vollzogen. Grob lässt sich sagen, dass die erste
als die grammatisch determinierte, kontextunabhängige Bedeutung verstanden wird, während die zweite als die kontextabhängige Bedeutung, welche je nach Theorie sich nach bestimmten Mustern aus den jeweiligen kontextuellen Bedingungen ergibt.

Die Prozesse, welche die Ausdrucksbedeutung kompositional berechnen lassen, nennen sich semantische Prozesse.

Die Prozesse, welche die Äußerungsbedeutung interpretativ erschließen lassen, nennen sich pragmatische Prozesse.

Unter Bedeutungsvariationen verstehen wir das Phänomen, dass ein sprachlicher Ausdruck mehrere voneinander klar abgegrenzte Varianten der Äußerungsbedeutung (=Bedeutungsvarianten) hat, zwischen denen nicht-triviale Beziehungen bestehen.

Die Klassifizierung von Bedeutungsvariationen ist je nach ForscherIn und Theorie verschieden, aber im Grunde genommen handelt es sich um zwei Typen von Variationen: Bedeutungsdifferenzierungen und Bedeutungsverschiebungen.

Bei der Ersten handelt es sich um eine Differenzierung in der wörtlichen Bedeutung, der Ausdruck wird in einer der konventionalisierten wörtlichen Bedutungsvarianten verwendet.

Bei der Zweiten geht es um eine Verschiebung in eine nicht-wörtliche Bedeutung, bei der der Ausdruck in einer abweichenden nicht-wörtlichen Variante verwendet wird.

Unabhängig davon, dass es oft Schwierigkeiten gibt bei manchen AutorInnen zu verstehen, was wörtliche und was nicht-wörtliche Bedeutung ist, wird diese Terminologie weiterhin verwendet, schließlich soll sie auch der Intuition der SprecherInnen wiederspiegeln, welche diese Unterscheidung machen.

Polysemie nennt mensch traditionell die Eigenschaft der lexikalische Ausdrücke, eine Differenzierung in ihrer wörrtlichen Bedeutung zuzulassen.

Reinterpretation (oder Uminterpretation) bezeichnet mensch traditionell die Verschiebung der Bedeutung eines lexikalischen oder syntaktisch komplexen Ausdrucks. Die Ergebnisse einer solchen Verschiebung werden Metaphern oder Metonyme genannt.

Die Bedeutungsvarianten können auch als Ergebnis ähnlichkeitsbasierten oder systematischen Bedeutungsvariationen unterschieden werden.

Unter ähnlichkeitsbasierte Bedeutungsvariationen versteht mensch, dass die Domänen der jeweiligen Bedeutungsvarianten in einer Ähnlichkeitsbeziehung zueinander stehen.

Unter ähnlichkeitsbasierte Bedeutungsdifferenzierungen versteht mensch die ähnlichkeitsbasierte Polysemie und
als ähnlichkeitsbasierte Bedeutungsverschiebung die Metapher.

Beispiel ähnlichkeitsbasierte Polysemie:
die Tür öffnen
das Paket öffnen
das Buch öffne
n
die Halskette öffnen
das Taschenmesser öffnen
das Geschäft öffnen
die Faust öffnen
die Haare öffnen
die Wunde öffnen
die Datei öffnen

Klammer aus Langeweile, die Übersetzungen ins Griechische:
ανοίγω
την πόρτα
ανοίγω
το πακέτο
ανοίγω
το βιβλίο
λύνω
την αλυσίδα
ανοίγω
το σουγιά
ανοίγω
το μαγαζί
ανοίγω
το χέρι
λύνω
τα μαλλιά μου
ανοίγω
την πληγή
ανοίγω
το αρχείο


Bei systematischen Bedeutungsvariationen existieren unter den Domänen der Bedeutungsvarianten generelle ontologische Relationen.

Die systematische Bedeutungsdifferenzierung wird auch systematische Polysemie genannt.

Die systematische Bedeutungsverschiebung wird auch Metonymie genannt.

Beispiele systematische Polysemie:
Fenster zerbrechen
Fenster abdichten
Zeitung wiegen
Zeitung lesen

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