17.02.2008

Hamburger Sonntag

Weblog: Hallo Elan, wie geht es uns heute?
Elan: Gut. Ich habe Ruhe, höre Johnny Cash und arbeite. Ich bin fast fertig mit der Ausarbeitung von Lerchners Studien zum Nordwestgermanischen Wortschatz.
Weblog: Hast du etwas Interessantes gelernt?

Elan: Nö, aber gestern als ich für Dr. W. Voigt noch an den Archaismen im Deutschen gearbeitet habe, bin ich auf dieses Liedchen gestoßen: die Heinzelmännchen von August Kopisch. Ich kannte schon die Geschichte der Heinzelmännchen, aus einem Märchen: οι νάνοι και ο τσαγκάρης (der Schuster und die Zwerge). Ich hatte das auf Kassette von Alekos Alexandrakis (auf Griechisch gesprochen). Es war eine Weihnachtsgeschichte: Ein armer, alter Schuster arbeitet zu langsam. Eines Tages helfen ihm die Heinzelmännchen aus der Patsche. Dann jedoch verscheucht er (oder seine Frau) sie leider durch seine (oder ihre) Neugierde.
Weblog: Aha. In deiner Quelle steht, es sei ein kritisches Lied. Ein Weihnachtsmärchen ist doch etwas ganz Anderes oder nicht?
Elan: Mag sein. Das Recht auf Faulheit der KölnerInnen ist seit dem Einzug Preußens verschwunden. Die PreußInnen als Heinzelmännchen zu sehen, die lieber nie nach Köln gekommen wären, ist eindeutig kritisch.
Weblog: Und lustig, oder?
Elan: Auf jeden Fall. Allerdings muss kritisiert werden, dass mal wieder sexistische Überzeugungen zum Vorschein kommen. Schuld daran, dass die fleißigen Helferlein die Stadt wieder verlassen, ist die Neugierde ausgerechnet einer Frau. In dem ganzen Liedchen kommen nur Männer vor (Zimmermann, Fleischer, Schneider), die Arbeiten verrichten und eine einzige Frau, die nichts besseres zu tun hat, als den Männlein eine Falle zu stellen.
Weblog: Elan, ich danke dir für dieses Selbstgespräch.
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Bild Berlin am Lehrter Bahnhof- Imágen Berlín- Εικόνα Βερολίνο κοντά στον καινούριο Κεντρικό Σταθμό

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