09.12.2008

Ich bin hier...

...und gucke tatenlos zu, während in meinem Land die Hölle los ist. Ich habe Angst um meine Mutter, die im Zentrum Athens ihre Existenz aufgebaut hat, und meine Cousine, die ebenfalls im Zentrum Athens zur Schule geht. Heute und gestern ist sie nicht zur Schule gegangen. In ihre staatliche Schule geht auch der Bruder des Jungen, der durch eine Polizeikugel umkam, was der Auslöser für die dramatische, unkontrollierbare Lage im ganzen Land ist.

Die aufgestaute Wut und Verzweiflung der letzten Jahre entlädt sich in einer sehr gefährlichen Art und Weise. Es werden nicht nur Straßenschlachten mit der Polizei ausgefochten oder öffentliche Gebäude beschädigt, sondern die Wut entlädt sich gegen alle und jeden. Auch PassantInnen sind gefährdet, Geschäfte werden geplündert, auch in kleinere Gastronomiebetriebe in Psirri, wo meine Mutter arbeitet, wird eingebrochen. Das totale Chaos. Angst, Wut, Verzweiflung, Straßenschlachten, Plünderungen, Lahmlegung des gesamten öffentlichen Lebens, wo soll das alles hinführen?

Es wird erwartet, dass ein Rücktritt des Ministerpräsidenten und die Einleitung von vorgezogenen Wahlen die Gemüter wieder besänftigen wird. Darüberhinaus wird darüber beraten, die Armee einzuschalten, denn die Lage ist nicht mehr mit zivilen Maßnahmen kontrollierbar.

Gerade wird die Panepistimioustraße verwüstet, dort befinden sich die Akademie, Universität, Nationalbibliothek, Augenklinik und mehrere Zentralen von Geldinstituten.

Eins ist klar: der Tot des 15jährigen Schülers ist nur der Auslöser. Eine solche Eskalation kann nur stattfinden, wenn die Menschen länger schwere Eingriffe in ihren Rechten und Einbuße der Lebensqualität hinnehmen müssen. Eine ganze Generation lebt gerade ohne Zukunft.

Dank an We für die Korrektur.

Bild Athen, Parlamentsgebäude, Imágen Atenas, Parlamento, Εικόνα Αθήνα, Κοινοβούλιο

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