16.11.2008

Medienrezeption: Waldbrände in Griechenland

In den vorigen Beiträgen war zu lesen, dass ich die Diplomteil-prüfung vom letzten Jahr (Übersetzen Griechisch-Deutsch - Zeit: 2 Stunden) ausgewertet habe. Der Vollständigkeit halber, und damit ich einen Text weniger in meiner Ablage habe, bekommt ihr hier die ganze Übersetzung. Es handelt sich um einen Auszug aus einem Artikel von Kosmas Vidos in ViMagazino vom September 2007. Leider habe ich nicht das Original online gefunden, um es hier zu verlinken. (Wenn euch etwas auffällt, wäre ich um einen Kommentar, wie immer, dankbar. Die Anführungszeichen und Gedankenstriche sind leider bei Blogger nicht richtig eingestellt, also bleiben sie auch in diesem Beitrag falsch).

Kosmas Vidos:

Diese Tage erlaube ich mir eigentlich nur(,) über die verheerenden Waldbrände zu schreiben. Wenn ich es nicht tun würde, würde dieser Artikel wirklichkeitsfern wirken. Er würde in die gleiche Kategorie wie die Nachrichtensendungen des griechischen Fernsehsenders Star fallen, der lieber über die Hochzeit eines brasilianischen Supermodels berichtet, während ganz Griechenland in Flammen steht. Warum muss sie denn ausgerechnet jetzt heiraten, wenn die Frauen in den abgebrannten Dörfern doch kein Kleid mehr für die Hochzeit haben? Einige haben indessen für die Verschiebung der Parlamentswahl plädiert. Kein Politiker hat jedoch die Verschiebung der Hochzeit der brasilianischen Schönheit gefordert. Noch ein Beweis, dass der Staat nichts tut! Und was war das, was wir noch vermissen? - Der heilige Hain von Olympia. Klar, wenn wir ein geschärftes Umweltbewusstsein gehabt hätten, wenn wir also begriffen hätten, dass alle Wälder Griechenlands heilig sind, wäre Olympias heiliger Hain, wie auch alle anderen Wälder, unversehrt geblieben. Wir haben jedoch bedauerlicherweise unsere Wälder vernachlässigt. Wir haben ihnen nicht genügend Beachtung geschenkt. Es gleicht jetzt einer absoluten Unverschämtheit(,) klagend und schimpfend in den Medien aufzutreten, nachdem wir die Natur über Jahre so geschändet haben. Wir allein haben dieses Unheil verursacht. Wir sind diejenigen, die in der Missgunst der Stunde dem Feuer erlaubten(,) sich zu entfachen, stärker zu werden und alles zu verwüsten. Wir haben jahrelang durch unser Tun auf diese Katastrophe hingearbeitet. Und wir haben es geschafft.

Das ist damit gemeint, wenn die Leute sagen, wir, Griechen, könnten vereint Wunder vollbringen. Gemeinsam und eigenhändig haben wir unsere Natur zerstört. Wir haben die Wälder zu Müllhalden umfunktioniert und sie illegal bebaut. Einige meiner Bekannten baten, nachdem ihr Haus abgebrannt war, ihre Nachbarn nachdrücklich aus Angst vor neuen Bränden, ihre Grundstücke vor Trockenlaub zu befreien. "Was kümmert dich mein Trockenlaub?", hatte ein typisch schroffer griechischer Nachbar prompt erwidert. "Ich kann auf meinem Grundstück tun und lassen, was ich will! Das ist mein Trockenlaub und ich kann es sogar verbrennen, wenn ich Lust dazu habe", meinte er. Letzteres wurde jedoch nicht mehr nötig, da haben andere vor ihm dafür gesorgt. Sie haben sowohl sein Trockenlaub(,) wie auch, wie der Zufall es so will, sein Haus angezündet.

Unglücklicherweise kennt das Feuer keine Unterschiede und so sind samt dem Hause unseres stolzen Neugriechen auch mehr als 300 arme Tiere eingeäschert worden.

Bild verbrannte Erde in Papagu, Attika 03/08, Εικόνα Καμμένα στου Παπάγου, Αττική 03/08

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