Da meine Antwort auf die Kommentare meines Beitrags über die deutsche Berichterstattung etwas länger geraten ist, veröffentliche ich sie hier extra.
Ich hatte bereits den Spiegelartikel gelesen und in meinen shared Items aufgenommen (siehe rechte Spalte des Blogs). Dort gibt es auch ein paar mehr. Der Artikel ist in der Tat besser recherchiert, der Titel jedoch ein Schwachsinn ohnes Gleichen (Höchstwahrscheinlich dachte jemand somit klingt es dramatischer und man wird ihn definitiv lesen. Wer weiß). Aber egal. Ich möchte nicht allein auf Kritik hängen bleiben und ein paar weitere Punkte nennen, die mir wichtig erscheinen.
Der taz-Artikel ist erstmal informativ, was die aktuelle Lage betrifft. Es erstaunt mich auch in diesem Artikel, wie in fast allen anderen, die ich gelesen habe, dass die JournalistInnen in Deutschland davon ausgehen, der Irredentismus sei ein haltloser Vorwurf, denn nur eine kleine Minderheit in EJRMazedonien erhebt tatsächlich Ansprüche alle "Mazedonier" Griechenlands zu befreien oder träumt von einem Groß-Mazedonien, oder meint es wirklich ernst damit, dass sie direkte Nachkommen des Alexander des Großen sind, oder die sogar lächerlichste aller Behauptungen, dass ihre slawische (es sei nicht mehr politisch korrekt zu sagen dem Bulgarisch nahe, während slawische erlaubt ist) Sprache, die Sprache Alexanders wäre. Auch wenn es glasklar ist, dass es auf beide Seiten von diesem ganzen Streit nur die Rechtsextremen profitieren, die seit Kurzem auch ins griechische Parlament eingezogen sind und extrem lästig seitdem sie auch noch im Internet und Fernsehen tätig sind, geworden sind, kann es doch nicht verleugnet werden, dass im letzten Monat eine riesige und sehr agressive Demonstration und Massenmobilisierung in Skopje stattgefunden hat, die alles andere auf eine kleine rechtsextreme Ecke dahinter schließen lässt. (Zumindest kann ich schwer glauben, nachdem ich die Bilder im zugegeben griechischen Fernsehen gesehen habe, dass es nur ein paar Hanseln sind, die nichts Besseres zu tun haben als Hassbotschaften zu verbreiten).
Weiterhin stehen im taz- Artikel keine Hintergründe. Für die/den nicht eingeweihteN LeserIn bleibt nur ein "Griechenland will" übrig.
Zur Sache an sich fand ich es schon immer falsch über den Namen sich zu streiten. Was ich richtig fände, wäre es über die Bedingungen einer guten Nachbarschaft zu debattieren, die leider so zumindest sehr verhindert wird. Die Laissez-Faire Politik der neueren griechischen Regierungen im neuen kapitalistischen Gewand des so populären "die Wirtschaft wird alles regeln" (griechische Firmen sind ein großer Investor in EJRMazedonien) war schon immer falsch und hat selbstverständlich auch nicht gefruchtet. Wenn in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien komplexbeladene NationalistInnen herumlaufen während die progressiven und demokratischen Kräfte in diesen Ländern nicht gestärkt werden (das ist meines Wissens seit 1990 nicht passiert, der Westen hat lieber Truppen stationiert, statt nationalistische Wunden zu heilen oder DemokratInnen zu fördern -denn sie hätten höchstwahrscheinlich auch eine distanziertere Meinung zur US-dominierten NATO oder zur neoliberalisierten EU), wird man am Ende noch absurdere Streits führen als über Namen mit den GriechInnen.
Leider.
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Nachtrag 04.04.08: Ich habe gerade hier gesehen, dass die griechischen Firmen nicht der größte sondern der drittgrößte Investor in der EJRMazedonien sein sollen. Ich habe jetzt keine Zeit zum Recherchieren, aber wollte jedenfalls nicht hier etwas stehen haben, was eventuell falsch sein könnte.
Nachtrag 07.04.08: Ich habe den Text in einigen kleinen Punkten stilistisch verbessert.
Bild Athen Metaxurgio- Imágen Atenas Metaxurgío- Εικόνα Αθήνα Μεταξουργείο
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